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Dublin: Neues Leben in der Altstadt

Vor 25 Jahren stand der traditionsreiche Stadtteil Temple Bar noch kurz vor dem Untergang. Dank erfolgreicher Stadtsanierung wurde der Distrikt wieder zum Leben erweckt. Heute kriegt das Auge nicht genug vom bunten Treiben und überall swingt die Musik. Ein Rundgang durch Dublins Old City.

Ex-Journalist Pat Liddy führt durch Temple Bar

Ex-Journalist Pat Liddy führt durch Temple Bar

Laut tönt die Bar-Lounge Musik auf die Straße. Geöffnete Türen und Fenster, überall lachende Menschen mit Cocktailgläsern und Bierflaschen in der Hand. „Offenbar eine Party“, denkt der angereiste Besucher und sucht den richtigen Eingang zum Hotel. Richtig? Die Rezeption ist zugleich der Eingang zur Bar, aus der die Partystimmung dringt. Schnell die Kreditkarte durch den Scanner gezogen und schon ist man drin im Hotel „The Morgan“ in der Fleet Street, im Herzen des heutigen Amüsierviertels Temple Bar.

Doch das war nicht immer so. Heruntergekommen und vergessen sei das Viertel noch Anfang der 90er Jahre gewesen, erzählt Pat Liddy, Ex Kolumnist der Irish Times, Buchautor und Illustrator – seit einigen Jahren führt er Besucher-Gruppen durch sein Viertel. Wohnten Anfang der 90er Jahre gerade mal 200 Menschen hier, seien es jetzt über 3000, Tendenz steigend, weiß Liddy zu berichten. Ein behutsames und weitsichtiges Stadtsanierungs-Projekt rettete in den Jahren von 1991 bis 1999 das verloren geglaubte Stadtviertel aus dem Abseits.

Grundbesitzer Sir William Temple schuf einst einen Wall

„Mit großzügigen Steuervorteilen seien Investoren gefunden worden und in diesem Zeitraum hätten über 30 Millionen Euro öffentliche Gelder die Old City zu dem gemacht, was sie heute ist – ein anziehendes Kultur- und Vergnügungsviertel. „Mehr als 20 Pubs, bis zu 50 Restaurants, 20 Hotels und dutzende Cafés und Läden aller Art haben sich hier angesiedelt“, erklärt Liddy freudestrahlend. Wieso eigentlich Temple Bar? Es sei der Grundbesitzer Sir William Temple gewesen, der im Jahr 1660 einen Wall gegen den steigenden Pegel des Liffey baute, und dieser Wall heiße „Bar“.

Die Wege sind kurz im Temple Bar Quartier und nie langweilig. Vor allem Musik wird zum dauerhaften Erlebnis. Am Temple Bar Square steht ein einzelner Gitarrist und singt mit eindringlicher Stimme seine Oldies, ein paar Ecken weiter wird die Dubliner Wall of Fame zum Monument: Van Morrison, Rory Gallagher, Shinnead O’Connor und natürlich U2 sind hier neben anderen Stars und Bands als riesige Fotos auf die Fassade gebracht. Musik, Film, Photography und Theater sind feste Größen im Viertel, hier das Music Centre mit den Aufnahmestudios, dort die National Photograph Academy, Filmproduzenten und Gallerien besiedeln die Kopfstein gepflasterten Gassen. Ein Grund, weshalb „die Leute vermehrt rechts des Liffey ziehen, statt in die Vororte abzuwandern, “ bestätigt Liddy.

Und viele der neuen Bewohner, so Liddy weiter, wüssten gar nicht, dass „unter den Gassen von Temple Bar ein mittelalterliches Kloster liegt“, über 1000 Jahre alte archäologische Schätzen lägen dort verborgen. Ein Grund dafür, dass sich viele der kleinen Straßen zur Mitte hin wie eine venezianische Brücke wölben. Über diese Straßen vorbei an vereinzelt musizierenden Straßenmusikern geht es zum Food Market am Meeting House Square. Samstags ist der kleine Platz voll mit Ständen aller Art, von heimischen bis exotischen Früchten und Gemüsearten, reichlich Käsesorten, Säfte und Gebäck ist das Angebot üppig. Auffällig, dass sich kaum Touristen entlang der Stände bewegen – der Markt lebt vor allem von den Einheimischen. Anders ein paar Straßen weiter auf dem Designer Mart at Cow’s Lane: In der schmucken Passage gegenüber der Kirche locken Hutmacher, Schneider, Schmuckhändler und Maler auch das touristische Interesse.

Ein besonderes Highlight hätte er noch, kündigt Liddy an – die erweiterte Temple Bar gewissermaßen. Über die Half Penny Bridge führt der Weg auf die andere Seite des Liffey. An der Mary Street steht eine Kirche aus dem 18. Jahrhundert, davor ein in Glas gehüllter Tower. „Die St. Mary’s Church ist seit zwei Jahren Café, Bar, Restaurant und am Wochenende auch ein Nightclub“, sagt Pat Liddy. Schon beim Betreten dringt rhythmischer Chillout-Sound aus dem Kirchenschiff mit der mächtigen Orgel und den mit Glasmalereien bespickten Fenstern – „in Irland nichts ungewöhnliches“, erklärt Liddy schmunzelnd und man glaubt es ihm sofort.

Mehr Information
Irland Information, Gutleutstraße 32, 60329 Frankfurt am Main
Tel.: 069 – 6680 0950
www.ireland.com

Übernachtung
Hotel The Morgan
10 Fleet Street, Temple Bar, Dublin 2
Tel: +353 1 6437000
www.themorgan.com

Pat Liddy’s Walking Tours of Dublin
www.walkingtours.ie

Märkte
– Temple Bar Food Market: Samstags 10.00 h – 16.30 h, Meeting House Square
– Temple Bar Book Market: Samstags und Sonntags 11.00 h – 18 h, Temple Bar Square
– Designer Mart at Cow’s Lane: Samstags 10.00 h – 17.00 h, Cow’s Lane