Jedes Jahr feiern die Spanier im kleinen Dorf El Rocío in Andalusien ein buntes Pfingstfest zu Ehren der Heiligen Jungfrau. Fotos von Jörg Wenzel
Stolze Reiter und lachende Frauen auf geschmückten Planwagen: Alljährlich zu Pfingsten ziehen kilometerlange Karawanen durch den Coto Doñana, den größten Nationalpark Spaniens. Ihr Ziel: das 500-Seelen-Dorf El Rocío. Zu Ehren der heiligen Jungfrau wird dort gebetet, gefeiert und geflirtet. Zu erleben sind feuriger Flamenco und tiefe Religiösität – das alles vor einer Kulisse wie aus einem Western.
Rötlich schimmert der Horizont. Am Hang unter den riesigen Hochspannungsmasten steht ein alter Holzwagen mit großen weißen Rädern, festlich geschmückt, von Kerzen umrandet, im Zentrum ein Altar mit einer Heiligenfigur. Es ist still, Männer und Frauen jeden Alters bilden einen Halbkreis und starren ergriffen auf die Figur. Über den Gläubigen summt die Stromleitung. Dann ertönt die Stimme einer jungen Frau – ein Klagelied, ein Lobgesang, ein Gebet? Danach wieder Stille. Kurz danach setzt ein Mann mit rauer Stimme zum Gesang an, die Augen geschlossen, mit wogender Brust. Der Reigen abwechselnder Gesänge reißt nicht ab – so geht es bis spät in die Nacht. Weiterlesen