Das bergige Shan-Plateau im zentralen Hochland von Myanmar ist eine eigene Welt für sich. Rund um den lang gezogenen Inle See lebt das Volk der Inthas – sie bestellen schwimmende Gärten und fischen einbeinig.
Am Steg stehen sie in Reih und Glied und lächeln: Einheimische des Stammes der Pa-O und Palaung mit ihren dunklen Longys und hellen, meist türkisfarbenen Turbanen verabschieden ihre Gäste für den Abend. Die Boote tuckern durch die schwülwarme Luft über den See hin zu einer kleinen Siedlung. Die achtköpfige Gruppe folgt einer Einladung zu einem Fest der einheimischen Bevölkerung.
Die Strecke führt über unzählige Seitenarme des Sees, vorbei an Dörfern und Siedlungen auf Pfahlhäusern. Dichte Schilfgräser ragen an den Ufern empor. Dazwischen nehmen Wasserbüffel ein genüssliches Bad, bevor sie wieder ihre so wichtige Arbeit auf dem Feld verrichten. „Das Shan-Gebiet ist von jeher eine sehr fruchtbare Region und zugleich der größte Flächenstaat des Landes “, klärt Kwhin, die deutschsprachige Reiseleiterin auf.
In der Ferne umgibt ein Gebirgszug den nördlichen Rand des rund 20 Kilometer langen und acht Kilometern breiten Sees. 37 Dörfer verteilen sich um das Gewässer auf knapp 1000 Meter Höhe gelegen. Während des Monsuns misst der zweitgrößte See des Landes an seiner tiefsten Stelle nur sechs Meter. In der trockenen Jahreszeit kommt er nur auf zwei Meter Tiefe. „Das besorgt die Inthas von Jahr zu Jahr mehr“, informiert selbständig arbeitende Mittvierzigerin. Inthas? Jener burmanische Stamm, der übersetzt die Söhne des Sees heißt. „Sie gründeten einst vier Siedlungen, nach denen auch der See benannt ist: „Inle“, See der Vier“, füllt Kwhin die letzten Wissenslücken.
Je weiter die Boote auf die Mitte des Sees zusteuern umso mehr sieht man sie – die einbeinigen Fischer. Aus der Ferne betrachtet mutet ihre Haltung seltsam artistisch an, eine Art Ballettinszenierung oder Zirkusattraktion, geht dem fremden Betrachter durch den Kopf. Doch ihre Haltung dient allein dem Überleben. Das extrem flache Gewässer, das zudem stark von Algen überwuchert ist, lässt sonst übliche Fangmethoden nicht zu. Eine neue Fangart, die sich den örtlichen Gegebenheiten anpasst, musste her: Indem die Fischer das Ruder mit einem Bein einklemmen, haben sie eine Hand frei für ihre Arbeit. Sie stoßen mit ihren zwei bis drei Meter langen geflochtenen Bambuskörben auf den Grund des Sees vor und stochern mit einem langen Stock umher, um so die Fische ins Netz zu jagen, das wiederum über kleine Metallringe am Korb befestigt ist.
„Geschickt muss man sein und eine glückliche Hand haben“, erklärt Kwhin die Erfolgsformel dieser Fangart. Damit am Ende mehr Fische im Netz zappeln, tun sich oft mehrere Männer zusammen, um so die Beute zusammenzutreiben. Meist sei es eine der verschiedenen Karpfenarten, die den Inthas ins Netz gehen, benennt Kwhin die Art der Beute.
Auf der Bootsfahrt über die Seitenarme des Sees sind vereinzelt kleine Pagoden am Ufer zu erkennen. Mönche verrichten dort ihr Gebet. Doch sie beten nicht nur. In Nga Phe Chaung, dem ältesten Teakholzkloster im See mit seinen prachtvollen Altären leben fünf Mönche und zelebrieren stündlich eine ganz besondere Attraktion: Sie lassen die Klosterkatzen durch Ringe und Reifen springen. Seit knapp zehn Jahren gibt es auch einen Souvenir Shop innerhalb des Klosterareals. „Die Mönche haben nichts dagegen“, versichert Kwhin.
Die Boote rauschen weiter durch die Stille des Lebens am Wasser. Die Sonne versinkt hinter den Gräsern und Pfahlbauten, wo die Fischer mit ihren Familien das Abendessen zubereiten. Immer wieder überqueren kleine Holzbrücken die Wasserstraßen, freundlich winkende Bewohner heißen die Bootsinsassen willkommen. Irgendwann ist das Ziel erreicht. Voller Vorfreude und unsicher bis schüchtern zugleich, begrüßen die herumeilenden Kinder ihre Gäste aus Europa. Am liebsten möchten sie auf Fotos posieren und ihr wunderschönes Lächeln verbreiten. Wer es einmal erlebt hat, kann nicht genug davon bekommen. Es infiziert, macht süchtig.
Vorbei an Reisplantagen und über Wälle, die als Schutz für die Plantagen dienen, werden die Gäste im Gänsemarsch zum Haupthaus der kleinen Siedlung geleitet. Verspielte Katzen springen und balgen herum, Kinder jagen ihnen hinterher. Im Pfahlhaus angekommen sind auf einer Bambusdecke, die Speisen für die Gäste bereits zubereitet. Viele der Zutaten – Tomaten, Gurken, Bohnen Tomaten, Gurken, Bohnen – stammen aus den schwimmenden Gärten. Dank der wild wachsenden Wasserhyazinthen hat sich an deren Wurzeln Schlamm angesammelt, der sich zu einer Erdschicht verdichtet hat, erfahren die Besucher. „Vom Boot aus bestellen wir unsere fruchtbaren Gärten“, sagt eine der Köchinnen des Hauses. „Das Gemüse verkaufen wir auch auf den alle fünf Tage stattfindenden Schwimmenden Märkten in Ywama, Taung To oder Khaung Daing“, lässt sie ihre Gäste wissen. Wieder andere am See hätten den Tourismus entdeckt und böten Schmuck aus den Gold- und Silbeminen der Umgebung feil.
Nach dem Festessen mit reichlich nga-hin, Fischcurry und khayanchin sein thou, einem grünen Tomatensalat mit Chilis, Erdnüssen und Korianderblättern sowie den für die Dorfbewohner so lebenswichtigen Sojafladen, geleitet das gesamte Dorf seine Gäste auf einen kleinen Platz, auf dem ein riesiges Feuer brennt. Die Einheimischen bilden mit ihren neuen Freunden einen Kreis um die lodernden Flammen, Gesänge stimmen an, vier Männer spielen auf improvisierten Instrumenten. Ab und an springt ein wagemutiger Intha mit einem gezielten Sprung durch die Flammen. Er zeigt seinen Mut und seine Kraft. Er zeigt aber auch den Respekt vor den Gewalten der Natur, mit der sie im Einklang leben müssen. Das ist ihr wichtigstes Kapital.
Mehr Information
Antares Asien-Reisen / Myanmar-Reisen, Grosse Bleichen 16, 20354 Hamburg
10-tägige Kleingruppenreise incl. der Königstädte Mandalay und Bagan ab 1633 Euro pro Person, darin enthalten sind auch alle Inlandsflüge, jedoch ohne den internationalen Transfer von Deutschland nach Myanmar
Kostenlose Hotline aus Deutschland: 0800-69 26 627
Klima
In Myanmar gibt es drei Jahreszeiten: die heiße Zeit dauert normaler Weise von März bis Mai (mit Temperaturen zwischen 25 und 40 Grad), die Regenzeit von Juni bis September (mit Temperaturen zwischen 20 und 33 Grad bei relativ hoher Luftfeuchtigkeit) und die trockene Jahreszeit von Oktober bis Februar (mit Temperaturen zwischen 18 und 25 Grad).
Gesundheit: Für die Einreise sind keine Impfungen vorgeschrieben. Das gesundheitliche Risiko ist bei einer Reise auf touristischen Pfaden gering, weil sich die meisten Krankheiten durch eine sorgfältige Vorbereitung und umsichtiges Verhalten vermeiden lassen. Fälle von Malaria treten fast nur in Gebieten auf, die für den Ausländer-Tourismus irrelevant sind.