War der gestrige erste Eindruck von Mexiko Stadt noch geprägt von der makellosen Sauberkeit und der straffen Regulierung, und Kontrolle, wird bei der Fahrt Richtung Norden das andere Gesicht der Stadt deutlich. Ein endloses Meer an Favelas breitet sich entlang der Hügel und Bergrücken aus. Jeden Tag kommen etliche Menschen insbesondere aus den südlichen Regionen wie Chiapas in die Hauptstadt um hier irgendeine Form der Arbeit zu finden. Als Analphabeten und ohne Ausbildung ist dies meist schier unmöglich.
Also arbeiten sie in Parkhäusern oder machen jede erdenkliche Art von Hilfsjobs. Zurück können sie meist nicht, weil ihnen das Geld dafür fehlt oder die Alternative auch keine Perspektive verheißt. Auf Nachfrage wie die Regierung das Problem zu lösen gedenkt, wird klar, dass es keinerlei politisches Interesse gibt, hier etwas zu verändern. Zu teuer, zu schwierig und von Eingriffen in die interne Stammeshierarchie ist die Rede. Das Problem vor Ort in Chiapas zu lösen, indem dort investiert wrid, scheint nicht in Betracht zu kommen. Es wird hingenommen, das sich der Teppich des Elends weiter ausbreitet.
Dass die Spanier mit ihrer Christianisierung erfolgreich waren, wird vor allem deutlich, wenn die Basilica de Nuestra Senora de Guadalupe besuchen. Es ist DAS Pilgerziel schlechthin, seit 2007 gar das meistgebesuchte weltweit. Auch Papst Johannes Paul II hat es ganze fünf Mal besucht. Zu seinen Ehren wurde neben der Basilica eine riesige Statue errichtet.
Jedes Jahr am 12. Dezember kommen sie zu hunderttausenden nach Guadalupe um der Virgen Maria als Schutzheilige zu ehren. Der Überlieferung zufolge soll dem Indianer Juan Diego die Jungfrau Maria in der Gestalt und der dunklen Hautfarbe einer Indigena, erschienen sein. Ihr Bildnis verblieb auf dem Umhang Juan Diegos und wird seither angebetet. Der Glaube an die Schutzheilige ist bei den Mexikanern stärker ausgeprägt als der Glaube an die Kirche, bestätigt Pablo einen Eindruck, der sich ohnehin aufdrängt.
Die neue Basilika wurde in der Form eines aufgehobenen Tuches (eben jener Umhang) erbaut und im innern passieren die Gläubigen über Rollbänder an der Virgen Morena vorbei. Anders als mit technischen MItteln lässt der große Andrang nicht bewältigen, so ist zu hören. Dennoch mutet es bizarr an, wenn die Pilger über Rollbänder wie am Flughafen ihre Gebete sprechen. Ein Pilgertum, das dem sehr verwandt ist, was man aus Spanien kennt. Wo etwa die Virgen del Rocio alljährlich von über einer Million Christen aus dem ganzen Land in dem kleinen Küstenort El Rocio an der Costa de la Luz verehrt wird.
Einen solchen Massenansturm könnte die alte Basilika von Guadalupe aus dem 18. Jahrhundert vis à vis der Neuen gar nicht verkraften – sie hat inwischen erheblich Schlagseite und sackt immer stärker ab. Permanente Stützarbeiten verhindern bisher schlimmeres.
Vom Wallfahrtsort geht die Fahrt weiter nach Norden zu den Pyramiden von Teotihuacan. Auch ein besonderer Ort, von dem eine besondere Energie ausgeht. Zu Tausenden kommen sie an manchen Tagen weiß gekleidet und steigen auf die 68 Meter hohe Sonnenpyramide. Weil die Stufen sehr steil hinaufgehen ist das wahrlich nicht ungefährlich, wenn mekka-ähnlich die Pyramide erklommen wird. Mein Aufstieg war dagegen eher ein Spaziergang.
Aber Teotihuacan ist mehr als die Sonnen- und Mondpyramide. Es sind die Überreste einer verlassenen Stadt, einer, die um 600 n. Chr. 200.000 Einwohner gehabt haben soll. Entdeckt wurde die Stadt von den Azteken, die sie gleich den „Ort, an dem die Menschen zu Göttern werden“ – Teotihuacan – genannt haben. Eine sieben Kilometer lange Calzada de los Muertos, die Straße der Toten, führt als zentrale Achse durch die Überreste dieser einstigen Metopole.
Links und rechst dieser Achse sind Fundamente und Mauern der engen Wohnungen für die Massen freigelegt. Auch Paläste wie der Palacio del Quetzalpapalotl mit Wandmalereien und Skulpturen vermitteln ein Bild des Lebens jener Epoche. Rund um die nur 48 Meter hohe Mondpyramide sind elf große Plattformen gruppiert, auf denen Zeremonien und Rituale stattfanden.
Zum Abschluss des Tages musste ein Schluck des köstlichen Ägavensaftes her – mit stimulierender Wirkung natürlich. Allein die Gewinnung des Saftes aus dem inneren Kern der Pflanze macht Lust ihn zu probieren.
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