Am Anfang der Reise standen Diego Riveras Fresken im Nationalpalast von Mexiko Stadt. Sie gaben einen Einblick in die Geschichte des Landes und informierten über die Bedeutung der Indigenas, der Azteken, der Mayas,, der Zapoteken etc. Nach mehr als 3000 Kilometern Busfahrt durch mehrere der 32 Bundesstaaten und dem Besuch vieler Tempel und Pyramiden kann ich sagen: Jetzt verstehe ich die Wandgemälde besser und weiß, warum die Mayas sich so sehr mit dem Universum beschäftigt haben.
Es braucht schon etwas Ausdauer und Geduld die manchmal nicht enden wollenden Busfahrten zu verkraften. Denn 200 Kilometer können gut und gerne fünf Stunden dauern. Aber es lohnt sich immer. Denn Berge voller Kakteen zu sehen, durch dichten Dschungel zu fahren oder das faszinierende Pazifikpanorama zu erleben oder einfach nur Dörfer und Städte zu durchqueren – all das sind wichtige Puzzleteile, um ein so komplexes und vielseitiges Land annähernd zu verstehen und jedes einzelne Teil besser einordnen zu können.
Vorweg muss gesagt werden, dass alle Sorgen, Mexiko könnte gefährlich und unsicher sein, sich zum Glück chnell verflüchtigt haben. All die Drogenkriege und Auseinandersetzungen, die eher im Norden des Landes stattfinden, berühren die touristische Reise nicht, zumindest nicht solange sie nach Süden führt.
Dass Korrupton und Misswirtschaft das zentralamerikanische Land weiter im Griff haben, davon zeugen einige Beispiele ganz offenkundig. Vor allem wenn man sieht, wie schlecht bestimmte Infrasturukturprojekte vorangehen und wie sehr die Bemühungen um ein effektiveres Bildungssystem versanden. Aber wo der Staat nicht handelt, funktioniert die Solidargemeinschaft. Familie ist in Mexiko sehr wichtig, auch wenn der Kinderschnitt nur bei 1,6 Kindern liegt (ähnlich wie in Deutschland), gegenseitige Hilfe und Einsatz für höhere Ziele sind selbstverständlich, wie etwa die Rettungsmaßnahmen für die Meeresschildkröten am Pazifik beweist.
Dass Mexiko nach so viel Ausbeutung durch andere Nationen selbstbestimmt und stolz ist auf die eigene Kultur, ist zwar im Hinblick auf die archäologischen Schätze erst spät geschehen (bis in die 1920er Jahre konnte sich ein US-Amerikaner noch an der Schätzen in Chichen Itza bereichern), doch dafür hat heute der Schutz dieser wichtigen Stätten des nationalen Kulturerbes hohe Priorität. Die Besuche in Palenque, Edzna, Uxma und schließlich in Chichen Itza haben mir die Augen geöffnet, um die einzelnen Strömungen der präkolumbianischen Kulturen zu differenzieren.
So war für sie etwa die enge Verbindung mit der sie umgebenden Tierwelt maßgblich. Dies findet sich in jedem Tempel, in jeder Pyramide wider – ob Jaguarkopf, Schlange oder Adler – diese Motive sind durchgängig immer wiederdie zentralen Motive. Ebenso wie die vielen Gottheiten, die in ihrem Glauben eine Rolle spielen, so der Regengott – dieser Glaube war für die präkolubianischen Kulturen überlebenswichtig. Nur so konnte die Fruchtbarkeit und ihre Existenz überdauern. Ebenso wichtig war den Herrschern der Mayagesellschaft aber auch die Nähe zu ihrem Volk – ob in den Mayabögen, oder in den vielen Fresken, überall tauchen sie zu dutzendfach auf: die Mayahütten der einfachen Leute. Sie bilden das Fundament der Gesellschaft.
Doch auch die Wissenschaft spielte eine zentrale Bedeutung für die Mayas, Observatorium und Sternwarte, sowie die genaue Einteilung ihres Mayakalenders, dessen Jahreseinteilung sich genau an den Pyramiden ablesen lässt, machen klar, wie wichtig ihnen die Erforschung des Universums und die Frage nach der Zukunft war. Dass sie manchmal etwas über das Ziel hinaus geschossen sind (Weltuntergang 2012), ist Teil der Forschung, damals wie heute sind Fehlprognosen möglich .
Bleibt mir noch all die faszinierenden Städte zu würdigen, die jede einzelne für sich ein erhebendes Erlebnis war. Besonders tief hat mich allerdings Mérida, die Hauptstadt von Yúcatan, beeindruckt, auch wenn mir nur ein einziger Abend blieb, um dies feststellen und genießen zu können. Die Ausstrahlung der mit viel kolonialem Charme erbauten Stadt ist von besondere Herzlichkeit geprägt. Egal wen und was man fragt, immer habe ich intensives Bemühen und grenzenlose Hilfsbereitschaft erlebt. Vor allem auch viel Interesse an meiner Herkunft und Person erfahren. Und dies nicht aus reinem Profitinteresse, sondern weil man sich für einen Menschen aus einem anderen Kulturkreis interessiert und gerne gastfreundlich ist. Die Einwohner Méridas tanzen, essen und feiern gern, das hört und sieht man, sobald man den Zócalo betritt. In dieser Stadt wäre ich gern länger geblieben. Und Mexiko überhaupt sieht mich sicher nochmal wieder.
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Zweiwöchige Mexiko Rundreise mit SKR Reisen