…. wie ein harmloser Dublin-Flug zur Odysee werden kann
Es ist ein sonniger Septembermorgen. Der Planmäßige Start des Linienfluge von München nach Dublin sollte um 9.10 Uhr sein. Ordnungsgemäß eingecheckt warten die Fluggäste in freudiger Erwartung vor dem angewiesenen Gate auf ihr Boarding. Dann ertönt die Lautsprecherdurchsage und kündigt eine Verzögerung des Abfluges um gut 45 Minuten an. So weit, so normal, harmlos, denken wir, kann vorkommen. Hauptsache wir schaffen es bis um 16 Uhr Dublin zu erreichen, weil dort die Reisegruppe wartet.
Nach gut einer Stunde meldet sich abermals das Personal, diesmal ein Angestellter der Airline persönlich. Leider könne die Maschine wegen eines technischen Defektes nicht wie geplant abfliegen, eine Ersatzmaschine werde bereitgestellt. Snacks können über einen Gutschein verzehrt werden, heißt es kurz und knapp. Allerdings muss das Gepäck wieder in Empfang genommen und neu eincheckt werden sobald das neue Flugzeug bereit steht, so verlautet die Anweisung.
Doch das mit der neuen Maschine scheint ein Problem zu sein. Die eigentliche Airline hat keine Kapazitäten für einen Sonderflug und eine Partner-Ariline, auf die wir umgebucht werden können, ist offenbar nicht in Sicht. Erst gegen 14 Uhr ist es endlich soweit. Die britische Chartergesellschaft Titan Airways ist bereit uns mitzunehmen. Titan Airways? Klingt seltsam und nicht gerade Vertrauen einflößend – die ersten fünf Buchstaben wecken leider ungute Erinnerungen … Hinzu kommt, dass die Maschine zur Hälfte schwarz lackiert ist. Trauerflor, der psychologisch wenig motiviert.
Schließlich sitzen wir und warten hustend und räuspernd (wegen der starken Klimaanlage), auf den Abflug. Fast zwei Stunden mögen bereits verstrichen sein, ohne dass sich die Maschine bewegt. Auskünfte über Hintergründe gibt es keine. Ein erster Passagier ist aufgebracht, will das Flugzeug verlassen, seine Geduld ist überstrapaziert, das Vertrauen erloschen. Beschwichtigungen und Erklärungen seitens der Flugbegleiter sind vergeblich. Doch wenn der Passagier das Flugzeug verlässt, müssen alle raus – wegen des Gepäcks, so die Regel. Außerdem heißt es kurz darauf: die Maschine kann leider heute nicht mehr starten, ein technischer Defekt sei festgestellt worden.
Alles wieder auf Anfang.
Wir werden – sofern noch ein Rest Reiselaune übrig ist – auf die planmäßige Abendmaschine der ursprünglichen Fluggesellschaft nach Dublin gebucht. Natürlich neu einchecken, das ganze Programm. Ankunft dieses Fluges in der irischen Metropole: gegen 22.30 Uhr. Gerade noch Zeit genug, um das Airport Hotel zu erreichen.
An ein Weiterkommen mit der Reisegruppe ist nicht mehr zu denken, frühestens am nächsten Morgen auf eigene Faust.
Nach einem kräftigen Irish Breakfast kann der Tag endlich losgehen heute sicher mit mehr Glück im Gepäck, hoffen wir. Mit dem Leihwagen dürfte die Strecke bis zur Westküste nähe Galway in gut 2,5 Stunden zu schaffen sein. Die Reisegruppe erwartet uns am Hafen.
Endlich sind sie da, die über 45 Grüntöne Irlands, in Szene gesetzt von einer kräftigen Septembersonne. Die Landschaft zieht vorbei, alles läuft nach Plan, sogar eine kleine Kaffepause sitzt noch drin.
Dann der heftige Knall und ein starker Rechtsdrall in der Lenkung. Reifen geplatzt. Immerhin in einem Ort, nahe eines Pubs. Doch leider gibt es keinen Ersatzreifen im Fond des Wagens. Jetzt ist alles egal. Wir nehmen uns ein Taxi, sind ja nur noch 125 Kilometer. Am Ende haben wir es so gerade noch geschafft, teuer zwar, aber wer kann schon von sich behaupten in einem Taxi durch halb Irland gekurvt zu sein…