Nur 25 Seekilometer von Venedig entfernt liegt eine kleine Hafenstadt, die gerne „klein Venedig“ genannt wird. Dabei ist sie doch so anders als die weltberühmte Schwester. Ein Besuch lohnt sich, besonders im Frühling.
Am frühen Abend füllen sich Tische und Stühle der Bars und Restaurants entlang des Vena-Kanals. Manche stehen im Schutz der Arkaden, andere ganz dicht bei den Bootsanlegern. Ein Aperitif nach dem anderen geht über die Theke, genau das richtige Getränk um das nahende Wochenende einzuleiten. Es wird erzählt, gestikuliert und viel gelacht – in Chioggia sind die Kanalufer das Wohnzimmer des Ortes. Hier schlägt das Herz der kleinen Schwester von Venedig. Ein ganz anderer Pulsschlag als er in der berühmten Lagunenstadt herrscht, wo sich täglich Scharen von Touristen durch die Gassen wälzen.
In Chioggia ist die Anzahl der Touristen, die sich hierhin verirren, überschaubar. Eine Handvoll vielleicht und die verhalten sich anders als die Massen. Die lieben diesen beschaulichen und etwas bescheideneren Ort mit seiner vorzüglichen Gastlichkeit. Schon die Unterkunft in einem kleinen inhabergeführten Hotel hat besonderen Charme – hilfsbereit, fast fürsorglich und wohltuend unkommerziell. Das Frühstück ist mit viel Liebe zubereitet und schnell kommt man mit den wenigen Gästen ins Gespräch. Auf diese Weise erfährt man die besten Tipps bei Cappuccino und Croissant. So etwa, in welchen Gassen man die besten einheimischen Restaurants findet oder wo sich nach Mitternacht noch ein Absacker trinken lässt. Wer sich drauf einlässt alles auszuprobieren, braucht sicher mehr als einen Abend – so reichhaltig ist das Angebot.
Ideal ist der Standort auch deshalb, weil sich von hier aus sehr gut die Region erkunden lässt. Morgens nimmt man das Schiff und fährt in gut anderthalb Stunden bis zum Markusdom und erfreut sich auf der Lagunenpassage an der Watt- und Inselwelt. Am späten Nachmittag erholt man sich vom vielseitigen Kulturgenuss Venedigs, verarbeitet die vielen Eindrücke am Oberdeck der Fähre und freut sich auf die Ankunft in Chioggia, das auf Holzpfählen erbaut wurde und mit einer Steinbrücke mit dem Festland verbunden ist.
Will man einen Strandtag einlegen, läuft man die Via Roma in Richtung Sottomarina und genießt den langen Sandstrand mit seinen vielen Cafés und Restaurants. Besonderes Highlight sind die Trabucchi, die am nördlichen Ende des Strandes, beim Hafeneingang auf Felsen errichtet sind. Dabei handelt es sich um Pfahlbauten, die dem Fischfang dienen. Charakteristisch für ein Trabucco ist ein großes rechteckiges Netz, das gleichmäßig horizontal abgesenkt und nach einiger Zeit wieder heraufgezogen wird. Wie auch andernorts dient eines der Trabucchi in Chioggia als Fisch-Restaurant, mit einem grandiosen Ausblick auf die Adria.
Ein Besuch in Chioggia ist wie ein Eintauchen in die Welt der Lagune. Man versteht die geographische Lage und ihre Einzigartigkeit, man ist ganz nah dran am Leben der Menschen und man lässt sich Verwöhnen von der Kochkünsten der Einheimischen, und das zu akzeptablen Preisen.