Einst in der Blütezeit der deutschen Renaissance entstanden wurde in zehnjähriger Arbeit das Mellenthiner Wasserschloss auf Usedom wieder zum Leben erweckt. Damit nicht genug: Ein Brauereigasthof mit eigens gebrautem Gerstensaft gehört zum Schloss dazu.
Es war sein Lebenstraum. Er hat ihn sich erfüllt – Jan Fidoras eigener Brauereigasthof. Der war zugleich Ansporn genug für den gebürtigen Westfalen, vor gut 13 Jahren sein Konzept für den Umbau des Wasserschlosses Mellenthin auf Usedom einzureichen. Seine Ideen zur Sanierung und weiteren Nutzung überzeugte die Usedomer Gemeindeverwaltung – Fidora erhielt im Bieterstreit gegen 32 Mitbewerber im Jahr 2001 den Zuschlag. So entstand nach und nach aus der ehemaligen Kindertagesstätte, dem Ex-Gemeindebüro, dem alten Getreidelager oder dem früheren Quartier der Kriegsmarine das gastliche Anwesen im Naturschutzpark umgeben von jahrhundertealten Bäumen.
„Das Problem war nicht die Sanierung selbst“, erinnert sich Fidora, das Anwesen zu betreiben sei die eigentliche Kunst. Und die besteht darin, den Spagat aus Denkmalschutz und wirtschaftlicher Nutzung zu bewältigen. Treibende Kraft in all den Jahren des Auf- und Ausbaus war die Idee der Brauerei, gesteht der Schlossherr. Der sein Fach bestens versteht – immerhin ist er gelernter Brauereimeister.
Doch eigentlich könnte er auch gelernter Waffelbäcker sein. Prangt doch über dem schmiedeeisernen Eingangstor in großen Buchstaben Waffelbäckerei. Ein Verweis auf die vielen Eigenkreationen des Hauses, die sich wie ein roter Faden durch das Schloss ziehen. Die hauseigenen Kräuter des Gartens verfeinern die köstlichen Speisen der gutbürgerlichen Küche, die eigene Konditorei mit erlesenen Tortensorten aus der Region, das eigene Brot, die eigene Pasta und die eigene Biermarke natürlich.
In der ehemaligen Schlosskapelle und dort, wo einst die Unterkünfte der Bediensteten lagen, hocken heute die Gäste an sechs großen Tischen neben großen Kupferbehältern mit den verschiedenen Sorten Gerstensaft. Offenheit und Transparenz lautet das Konzept der Fidoras. Dazu gehören auch ein großes Feuer, Ritterrüstungen aus dem Mittelalter und Anekdoten aus der Brauereizunft.
Usedom liegt näher als Spanien
Eigentlich hätte der Wahl-Usedomer ja am liebsten ein Anwesen in Spanien gekauft, plaudert Fidora aus dem Nähkästchen. „Durch einen Zufall erfuhren wir in einer Zeitungsanzeige von dem Objekt in Mellethin auf Usedom“, erinnert sich Fidora an die plötzliche Planänderung. Damals musste er erstmal die Landkarte zur Hilfe nehmen um Usedom zu orten. Heute ist der Lippstädter auf der zweitgrößten deutschen Insel heimisch geworden, seine zweite Frau stammt auch von hier. Gemeinsam mit Fidora Senior entstand vieles im erweckten Schloss durch eigenes handwerkliches Geschick – ein Markenzeichen der Fidoras. So etwa beim stufenweisen Ausbau der Innenräume des Haupthauses inklusive der Küche und den Gasträumen wie auch bei der Ausstattung der 26 Hotelzimmer, die im Westflügel samt Wellnessbereich entstanden sind.
Über die Arbeiten am Schloss ließen sich abendfüllende Geschichten beim Ritterbuffet in der neuen Braustube erzählen. „Immer wieder entdeckten wir Überraschungen aus der über 400-jährigen Geschichte des Mellenthiner Schlosses“, erzählt Fidora schmunzelnd. Da wäre zum Beispiel die verschiedenen Geheimgänge und Fluchtwege, die sich teils im Mauerwerk des Hauses verteilen und von den Ängsten und Sorgen der einstigen Bewohner künden. Fidoras Lehre: „Sich mit dem Gebäude intensiv beschäftigen.“ Für ihn ist dies der Schlüssel zum Verständnis der Nutzung des Gebäudes. Denn: „Die Nutzungsgewohnheiten sind damals wie heute immer gleich“, ist Fidora überzeugt. Eine Erkenntnis, die ihm heute hilft, die Denkmalschutz-Behörden von seinen Plänen zu überzeugen.
Es sind die vielen kleinen Accessoires, von denen es im Schloss nur so wimmelt und von denen auch das Brauhaus voll gespickt ist – aus ihnen spricht der Geist von Mellenthin. Die alten Truhen, der Ofen, die Ritterrüstungen, die alte Nähmaschine, die Kommoden. „Häufig sind es Einheimische, die uns die antiken Möbel anbieten“, bestätigt der Schlossherr. Nach dem Krieg haben sie sie nicht selten selbst geplündert.
Heute kümmern sich 48 Angestellte darum, dass alles an Ort und Stelle ist und die vielen Aufgaben bewältigt werden. Klar ist auch: das nächste Projekt wartet schon – eine wahre Lebensaufgabe.
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